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Diskussionen der zeitgenössischen Sozial- und Kulturtheorie, die unter Begriffen wie „Materielle Wende“, „Neuer Materialismus“ oder auch „Post-Repräsentationalismus“ geführt werden, haben auch ihren Niederschlag in den Medienwissenschaften gefunden; wo sie teilweise auch ihren Ausgang genommen haben. Medien-Materialität wird dabei als andere Seite des Inhalts- und Bedeutungsbegriffs, als Logozentrismus-Kritik, als Widerständigkeit des menschlichen, aber auch nichtmenschlicher Körper und als Wiederentdeckung der menschlichen Sinne und Affekte sowie der Affordanzen der Medientechnologien verstanden. Einer neomaterialistischen Medienforschung geht es insbesondere um die Herausstellung der Vielfalt der Materialität, ihrer Transformationsfähigkeit und ihrer Umstrittenheit. Dabei richtet sie ihr Augenmerk auf die Praktiken, Materialitäten und Affekte, die Medialität von Kommunikation jenseits von menschlicher Intentionalität, technischer Operationalität und sozialer Semiotik ausmachen. Medien in ihrer Materialität, Performativität und Affektivität als die andere Seite ihrer Bedeutungs-, Text- und Repräsentationsebene zu verstehen, heißt sie als mattering matter ernst zu nehmen – dies führt von der Erforschung von Einzelmedien, von der Fokussierung auf Inhalte oder auf Medien als körperlose Institution weg. So lassen sich auch in den Medienwissenschaften eine Reihe von Ansätzen nennen, die die Materialität digitaler Medien und Kultur herausstellen. Sie verstehen Digitalisierung als materiellen Prozess entgegen dem immer noch populären Mythos der Virtualisierung durch Digitaltechnologien. Der Vortrag thematisiert das Programm einer neomaterialistischen Medienforschung nach einer theoretischen Verortung im Material Turn der Sozial- und Kulturtheorie und verdeutlicht sie anhand von Beispielen v.a. digitaler Medienkultur. |