210.509 (18W) Widerstand und Staatsterror

Wintersemester 2018/19

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
04.10.2018 14:00 - 16:00 Z.1.09 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Lehrende/r
LV-Titel englisch State Terror and Resistance
LV-Art Proseminar (prüfungsimmanente LV )
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 28 (30 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
mögliche Sprache/n der Leistungserbringung Englisch
LV-Beginn 04.10.2018
eLearning zum Moodle-Kurs
Studienberechtigungsprüfung Ja
Seniorstudium Liberale Ja

Zeit und Ort

Liste der Termine wird geladen...

LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Erarbeitung eines differenzierten und kritisch-reflexiven Zugangs zum Themenkreis Politik, Politikbegriffe, dem Verhältnis von Politik und Recht sowie den Themenfeldern Staat und Terror/Terrorismus sowie Ideologie aus politik- und rechtstheoretischer Perspektive sowie in ideengeschichtlicher Dimension; Sensibilisierung für die Interdependenz politischer Phänomene in internationaler Perspektive; Einführung in eine Reihe zentraler Themen Politischer Philosophie und Ideologiekritik; methodisch-systematische Erschließung der relevanten Fragestellungen anhand konkreter Texte insbesondere mittels begriffskritischer und begriffsgeschichtlicher Verfahren.

Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools

Vortrag; Referate; gemeinsame Lektüren, ggf. auch Filmausschnitte, und Diskussionen dazu (Mitarbeit wird positiv berücksichtigt)

Inhalt/e

In vielen Ländern der Welt laufen Journalistinnen und Journalisten, die regierungskritische Äußerungen veröffentlichen, Gefahr, wegen Hochverrats oder Terrorismus belangt, inhaftiert oder gar getötet zu werden. Offene Auflehnung gegen staatliche Vorgaben ist noch gefährlicher, auch in Demokratien westlicher Prägung.

Wie eine Gesellschaft mit Aufmüpfigkeit,  Widerspruch, Ungehorsam oder gar aktivem Widerstand gegen Gesetze und Behörden umgeht, erscheint als wichtiger Indikator für ihre Offenheit, Liberalität und Fähigkeit zu sozialer wie kultureller Vielfalt – oder eben für das Fehlen von alledem. Jedes politische Gemeinwesen setzt zumindest irgendeine Vorstellung von Ordnung voraus – es bleibt allerdings offen, ob dabei eher an Spielregeln menschlichen Zusammenlebens im sozialen Kontext oder an eine gefährliche Drohung gedacht ist. Der Staat, wie er imfrühneuzeitlichen Europa entstanden ist, ging (und tut dies teilweise noch), ebenso wie viele andere, ältere Herrschaftsgebilde, vielfach mit großer Vehemenz gegen jeder Form des Aufbegehrens vor. Er sucht(e) diese sogar durch Erziehungs- und Dressurmaßnahmen im Keim zu ersticken. Derlei staatlicher Terror übertrifft den Terror Einzelner oder kleiner Gruppen in Ausmaß und Wirkungen schon aufgrund logistischer Möglichkeiten um ein Vielfaches. Er kann aber auch symbolische Vorteile geltend machen, weil er seine Gräuel als legales oder – je nach rechtsphilosophischen Prämissen – legitimes Vorgehen zu deklarieren vermag.

Die Auseinandersetzung mit diesem Staatsverständnis hat in einigen Teilen der Welt über die Jahrhunderte und viele Kämpfe hinweg so etwas wie einen liberalen Rechtsstaat etabliert. Dieser schützt zumindest dem Anspruch nach einige Grundrechte und garantiert allen Bürgerinnen und Bürgern gleiche Rechte sowie faire Gerichtsverfahren. Dass dieser Anspruch de facto nirgendwo eingelöst und zudem leicht zu suspendieren ist, steht auf einem anderen Blatt. Seine bloße Existenz wurde aber vielfach durch aktiven oder passiven Widerstand Einzelner und kleiner Gruppen von Menschen erreicht. So weigerte sich Rosa Parks am 1.Dezember 1955, ihren Sitzplatz in einem Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen und wurde daraufhin verhaftet. Dies löste den Montgomery Bus Boykott aus, der letztlich dazu führte, dass der Supreme Court die „Rassentrennung“ in den USA für rechtswidrig erklärte. Ebenso wie die Bürgerrechtsbewegung insgesamt war auch dieser Boykott von massiver Gewalt weißer Rassisten begleitet, der juristisch meist ungeahndet blieb. Daraus erhellt nicht nur, wie hart erkämpft der im Grunde bescheidene Erfolg war, sondern auch, dass rechtlich-politische Systeme unterschiedliche Formen von Widerstand, rechtswidrigen Verhaltensweisen und auch politisch motivierter Gewalt zur selben Zeit keineswegs einheitlich bewerten. Dies lässt sich auch aktuell in vielen Zusammenhängen beobachten. 

Erwartete Vorkenntnisse

Keine

Literatur

Al-Rasheed, Madawi: A History of Saudi Arabia (Cambridge 2002).

Berg, Allison: Trauma and Testimony in Black Women's Civil Rights Memoirs: The Montgomery Bus Boycott and the Women Who Started It, Warriors Don't Cry, and From the Mississippi Delta, in: Journal of Women's History, 21 (2009), 84 – 107.

Bodin, Jean: Sechs Bücher über den Staat. Buch I–III. Hg. u. übers. v. Peter C. Mayer-Tasch (München 1981).

Creveld, Martin van: The Rise and Decline of the State (Cambridge 1999).

Donhauser, Gerhard: Angst und Schrecken. Beobachtungen auf dem Weg vom Ausnahmezustand zum Polizeistaat in Europa und den USA (Wien 2015).

Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Aus dem Französischen v. Walter Seitter (Frankfurt am Main 1976).

Hensell, Stephan/Kahl, Martin: Ohne Weitblick: Der Krieg gegen den „Islamischen Staat“, in: Johannsen, Margret/Schoch, Bruno/Mutschler, Max. M./Hauswedell, Corinna/Hippler, Jochen (Hg.): Friedensgutachten 2016 (Berlin 2016) 207.

Hobbes, Thomas: Leviathan, 3 Vol. (= The Clarendon Edition oft he works of Thomas Hobbes, Vol. III – V). Ed. Noel Malcolm (Oxford 2012).

Saracino, Stefano: Tyrannis und Tyrannenmord bei Machiavelli. Zur Genese einer antitraditionellen Auffassung politischer Gewalt, politischer Ordnung und Herrschaftsmoral (München 2012).

Shklar, Judith N.: Der Liberalismus der Furcht (1989), in: Shklar, Judith N., Der Liberalismus der Furcht, hg. v Hannes Bajohr (Berlin 2013) 26.

Spendel, Günter: Rechtsbeugung durch Rechtsprechung. Sechs strafrechtliche Studien (Berlin/New York 1984).

Steven, Elke: Ziviler Ungehorsam, in: Brand, Ulrich (Hg.): ABC der Alternativen. Von „Ästhetik des Widerstandes“ bis „Ziviler Ungehorsam“ (Hamburg 2007) 262.

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Vortrag zur Einführung, Referate, Diskussion, Filmausschnitte; Abschlussarbeit (Richtwert: ca. 10– 15 Seiten).

Prüfungsinhalt/e

Themen der LV

Beurteilungskriterien/-maßstäbe

Eine eigenständige, reflektierte Beschäftigung mit den Themen der LV und insbesondere mit dem für die Abschlussarbeit und/oder das Referat gewählten Spezialthema soll erkennbar sein. Wichtig, insbesondere für die Abschlussarbeit, sind kohärente und konsistente Argumentation, Verwendung von themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese (Zitierweise nach Wahl, doch sollte das gewählte Modell konsequent beibehalten werden). Ansonsten ist für die Beurteilung vor allem engagierte Beteiligung an Diskussionen und die eigenständige Beschäftigung mit Texten, die im Rahmen der LV besprochen werden, von großer Bedeutung.

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Besonderer Studienbereich Besonderer Studienbereich Friedensstudien (SKZ: 900, Version: 05S)
    • Fach: Erweiterungsbereich (Freifach)
      • Weitere anrechnungsfähige LVs aus anderen Studienplänen ( 0.0h / 0.0 ECTS)
        • 210.509 Widerstand und Staatsterror (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 36.0 ECTS)
        • 210.509 Widerstand und Staatsterror (2.0h PS / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 10W.2)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h XX / 36.0 ECTS)
        • 210.509 Widerstand und Staatsterror (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Philosophie (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie und ihre Geschichte (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.509 Widerstand und Staatsterror (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Ethik (Version: 16W.1)
    • Fach: Praktische Ethik (Pflichtfach)
      • Praktische Ethik ( 0.0h VO / 4.0 ECTS)
        • 210.509 Widerstand und Staatsterror (2.0h PS / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet