200.112 (17W) Alpen-Adria-Gastprofessur: Kulturgeschichte(n) des Hotels

Wintersemester 2017/18

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
17.11.2017 12:30 - 18:30 M.0.22 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Lehrende/r
LV-Titel englisch Alpine-Adriatic-Guest Professorship: Cultural history of Hotels
LV-Art Seminar (prüfungsimmanente LV )
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 17 (35 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
LV-Beginn 17.11.2017
eLearning zum Moodle-Kurs

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Die Teilnehmer/innen sollen mit der Veranstaltung einen Einblick in historische und gegenwärtige Positionen einer auch sozialpolitisch informierten Architekturgeschichte und kulturhistorischen Forschung zu Hotels als Bautypologie, Arbeits- und Lebensraum und vielschichtiger Bühnenlandschaften zur Inszenierung unterschiedlichster Dienstleistungs- und Ferien-Kulturen und -Praxen in einer meist über das Hotel hinausreichenden Erlebnislandschaft erhalten, die sich unter verschiedenen sozial-politischen Rahmenbedingen jeweils sehr different entwickeln können. 

Orientiert an Methoden zeitgenössischer kulturwissenschaftlicher Tourism Studies (und Mobilities Studies) und sozialräumlichen Analyse-Techniken erproben die Teilnehmer/innen methodische Zugänge einer Hotel-Forschung an konkreten, selbst gewählten Beispielen (im Vergleich der Alpen und Adria Regionen). Mittels Gesprächsführung, teilnehmender Beobachtung, Kartographie, aber auch anderer Methoden wird das Hotel als Feld und Gegenstand in einem kulturwissenschaftlichen Sinne angeeignet. Im Verlauf des Blockseminars sollen die Teilnehmer/innen ein Gespür dafür entwickeln, was unter einer ganzheitlich gedachten Kulturanalyse des Hotels verstanden werden kann. Zu den Zielen zählt auch die Textfassung von Forschungsergebnissen.

Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools

Im Rahmen des Blockseminars finden unterschiedliche Formate statt. Einerseits arbeiten die Teilnehmer/innen in Gruppen, andererseits werden Aufgaben in der großen Runde diskutiert. Zu den verwendeten Medien zählen Bücher, aber auch Filme sowie sonstiges Quellenmaterial. Diese Teile werden durch Vorlesungen von Seiten der Seminarleiterin ergänzt.

Inhalt/e

Das Blockseminar führt zunächst in die Geschichte der architektur- und kulturwissenschaftlichen Forschung zu Hotels und ihrer methodischen Vorgehensweisen ein:

So dienten Hotels wiederholt der Inspiration von literarischen und kulturhistorischen Schlüsseltexten oder zumindest als Anker brillanter kulturkritischer Argumentationen (Enzensberger, Jamerson, Kracauer, Auge etc.).

Hotels werden hier jedoch nicht nur als eine spezielle Bautypologie (Pevsner) diskutiert, sondern auch als Arbeits- und Lebensraum. Hotels dienen als mehrschichtige Bühnen und Hinterbühnen zur Modulierung des problematischen Verhältnisses von Gastgebern und Gästen. Zudem müssen sie gleichzeitig Zonen zur kontemplativen Rekreation aber auch der mitunter ekstatischen Selbstinszenierung bereitstellen. Sie fungieren als Knotenpunkte in einem Netzwerk von Bewegungsmustern in einer Urlaubslandschaft, die sowohl die Blicke als auch die Wege ihrer Gäste strukturieren.

Hotels entstehen unter sehr unterschiedlichen sozio-politischen Rahmenbedingungen und werden von sehr unterschiedlichen Akteuren betrieben (vergleichsweise kleine private Familienbetriebe in den österreichischen Alpen, international tätige Ketten im Westen, große Betriebe in sozialistischer Selbstverwaltung im ehemaligen Jugoslawien). Sie kommunizieren daher entweder Familienmodelle, kapitalistische Betriebskonzepte, oder einen „Dritten Weg“: dabei dienen sie durchaus der Selbstrepräsentation expandierender politischer Systeme (wie die US amerikanischen Hilton International Hotels) oder auch der transnationaler Völkerverständigung nach Kriegserfahrungen (Hotels im ehemaligen Jugoslawien in den 1960ern Jahren). In jedem Fall stellen Hotels Symbole für die Modernisierung der jeweiligen Gesellschaften dar, von Gästen und Gastgebern.

Der spezifischen politischen Systeme, der lokalen Planungstradition und dem Habitus der Schlüssel-Akteure zum Trotz werden Hotelkulturen nicht einseitig entworfen (was nicht bedeutet, dass das nicht versucht wurde und wird), sondern sie entwickeln sich über Jahre und Jahrzehnte in Koproduktion von Gastgebern und Gästen – und passen sich jeweils neuen Erwartungshaltungen von beiden an.

Literatur

Marc Augé: Orte und Nicht-Orte. Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit. Frankfurt am Main: C.H.Beck 1994.

Tom Avermaete und Anne Massey (Hg.): Hotel Lobbies and Lounges. The Architecure of Professional Hospitality, Routledge, London 2012.

Elke Beyer, Anke Hagemann und Michael Zinganel (Hg.): Holidays after the Fall. Seaside Architecture and Urbanism in Bulgaria and Croatia, jovis, Berlin 2013.

Hans Magnus Enzensberger, Eine Theorie des Tourismus, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1964 (1958).

Fredric Jameson: "Postmodernism, Or, The Cultural Logic of Late Capitalism." New Left Review, no. 146 (July-August), S. 59-92.

Michel Foucault, Andere Räume. In: ders.: Botschaften der Macht. Der Foucault Reader, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, 145–157.

Siegfried Kracauer: Die Hotel Lobby. In: Das Ornament der Masse. Essays, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1963 (1927).

D. Medina Lasansky und Brian McLaren (Hg.): Architecture and Tourism. Perception, Performance and Place, Berg Publishers, Oxford u. New York 2004.

Orvar Löfgren: On Holiday. A History of Vacationing, University of California Press, Berkeley 1999.

Christian Rapp und Nadia Rapp-Wimberger (Hg.): Österreichische Riviera. Wien entdeckt das Meer, Czernin Verlag, Wien 2013, 170–177.

Isabelle Rucki: Das Hotel in den Alpen. Die Geschichte der Oberengadiner Hotelarchitektur von 1860 bis 1914, eth Zürich 1998.

Annabel Jane Wharton, Building the Cold War: Hilton International Hotels and Modern Architecture, Chicago: University of Chicago Press, 2001.

Michael Zinganel: Unexpected Side Effects. Indirect Benefits of International Mass Tourism on Croatia’s Adriatic Coast, in: Ákos Moravánszky, Torsten Lange, Judith Hopfengärtner, Karl R. Kegler (Hg.): East West Central: Re-Building Europe, 1950–1990; Vol. 1, Birkhäuser – De Gruyter, Basel 2016, S. 181–201.

Michael Zinganel: Alpine Wucherungen. Stil als radikale Affirmation projizierter Markterfordernis oder Kulturlandschaften im beschleunigten Wandel, in: Verband österreichischer KunsthistorikerInnen (Hg.): Über die Grenze. Vermessung einer Kulturlandschaft, Hohenems 2009, S. 47–54.

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Anwesenheit, Vorbereitung von Texten, Präsentation eines Themas, eigenständige Recherche,

Verschriftlichung der Ergebnisse

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Bachelorstudium Angewandte Kulturwissenschaft (SKZ: 642, Version: 09W.3)
    • Fach: Theorie der Kulturwissenschaft und Felder der Kultur (Pflichtfach)
      • Modul: Historizität und Aktualität von Kultur
        • 7.1 Historizität und Aktualität von Kultur ( 8.0h XX / 16.0 ECTS)
          • 200.112 Alpen-Adria-Gastprofessur: Kulturgeschichte(n) des Hotels (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Bachelorstudium Angewandte Kulturwissenschaft (SKZ: 642, Version: 09W.3)
    • Fach: Theorie der Kulturwissenschaft und Felder der Kultur (Pflichtfach)
      • Modul: Textualität und Visualität von Kultur
        • 8.1 Textualität und Visualität von Kultur ( 8.0h XX / 16.0 ECTS)
          • 200.112 Alpen-Adria-Gastprofessur: Kulturgeschichte(n) des Hotels (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Angewandte Kulturwissenschaft (SKZ: 842, Version: 12W.1)
    • Fach: Kulturvermittlung und Kommunikation (Pflichtfach)
      • Modul: Kultur und Kulturen
        • Regionale und internationale Beziehungen ( 2.0h SE / 4.0 ECTS)
          • 200.112 Alpen-Adria-Gastprofessur: Kulturgeschichte(n) des Hotels (2.0h SE / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet