210.620 (18S) Walter Benjamins Medientheorie

Sommersemester 2018

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
14.06.2018 11:30 - 19:30 N.0.56 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Diese Lehrveranstaltung wurde storniert
LV-Titel englisch Walter Benjamin
LV-Art Proseminar (prüfungsimmanente LV )
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 0 (30 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
LV-Beginn 01.03.2018

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Benjamins medientheoretische Überlegungen sind in mehrfacher Hinsicht paradigmatisch: Er entwickelt einen weiten und sich wandelnden Begriff des Mediums, verhandelt das Thema Medialität in unterschiedlichen Bereichen (z.B. Sprachphilosophie, Ästhetik oder  Gesellschaftstheorie) und konzipiert seine Medientheorie als eine Mediengeschichte. Die Lehrveranstaltung versteht sich deshalb als eine Einführung in eine grundlegende Medientheorie der Moderne und damit in Medientheorie im Allgemeinen. Zudem will die Lehrveranstaltung ein Bewusstsein für die Bedeutung medientheoretischer Problemstellungen für das moderne philosophische Denken schaffen. Die Teilnehmenden sollen lernen die medientheoretische und mediengeschichtliche Seite von philosophischen Fragestellungen zu erkennen und kritisch zu reflektieren. Schließlich will die Lehrveranstaltung den Teilnehmenden einen produktiven und kritischen Zugang nicht nur zu Benjamins Medientheorie, sondern auch zu seinem Denken im Allgemeinen sowie dessen kulturgeschichtlichen Kontext vermitteln. 

Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools

"Die Studierenden werden gebeten sich bis30. März auch direkt beim Lehrveranstaltungsleiter unter der Mailadresse johannes.steizinger@univie.ac.atanzumelden." 

Gemeinsame Lektüre, kritische Analyse und Diskussion von thematisch einschlägigen Texten. Die Lehrveranstaltung findet als dreitägige Blockveranstaltung statt: In der ersten Sitzung wird der Lehrveranstaltungsleiter allgemein in die Thematik der Lehrveranstaltung sowie in deren Formalien einführen. Jeder weiteren Sitzung wird ein bestimmter Text zugrunde gelegt, dessen Lektüre verpflichtet ist. Zudem ist jeder Teilnehmende dazu verpflichtet zu sechs Texten eine kurze Lektürereflexion (1-2 Seiten; jeweils 2 Lektürereflexionen für jeden Tag der Blockveranstaltung) zu verfassen. Diese Lektürereflexion sollte ein zentrales Argument des Textes darstellen, ein wesentliches Problem des Textes erfassen oder eine Frage zum Text formulieren. Die Lektürereflexionen sollen im Vorfeld der Lehrveranstaltung (3 Tage vor Beginn der Blockveranstaltung) abgegeben und den anderen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt werden. Bei Fragen zu einer solchen Lektürereflexion kann man sich elektronisch an den Lehrveranstaltungsleiter wenden. Die Lektürereflexionen sollten die Grundlage der Diskussion einer Sitzung darstellen. Es wird also von der VerfasserIn einer Lektürereflexion erwartet, das angeführte Argument, das dargestellte Problem oder die gestellte Frage kurz vorstellen zu können. Eine Sitzung wird typischerweise folgendermaßen verlaufen: zunächst führt der Lehrveranstaltungsleiter in die Thematik der Sitzung ein und stellt kurz den Text vor; danach wird der Text gemeinsam analysiert und kritisch diskutiert; die Lektürereflexionen fließen in diese Analyse und Diskussion ein. Die letzte Sitzung der Lehrveranstaltung dient der abschließenden Diskussion und der Vorbereitung der Proseminararbeiten.

Die Texte werden ebenso wie ein detaillierter Semesterplan elektronisch zur Verfügung gestellt.

Inhalt/e

Walter Benjamins Medientheorie

Von der Sprachmetaphysik zum Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit


Die Lehrveranstaltung setzt sich mit Walter Benjamins medientheoretischen Schriften auseinander, die als Gründungstexte der Medienphilosophie und der Medienwissenschaft gelten. Der Begriff des Mediums spielt in Benjamins Denken eine Schlüsselrolle, der seine erkenntnistheoretischen, sprachphilosophischen, ästhetischen, geschichtsphilosophischen und gesellschaftskritischen Überlegungen miteinander verbindet. Die Lehrveranstaltung legt deshalb das Augenmerk auf die systematische Bedeutung sowohl seiner Analyse konkreter Medien (z.B. Buch, Fotografie, Film)  als auch seiner Reflexion der Medialität von Wahrnehmungs-, Erfahrungs-, Erinnerungs-, Erkenntnis- und Kommunikationsprozessen. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, dass Benjamin seine Medientheorie immer auch als eine Mediengeschichte konzipiert und damit die medienbedingte Historizität von Wahrnehmung, Erfahrung, Erkenntnis und Kommunikation reflektiert.

Die Lehrveranstaltung widmet sich vier Themenkomplexen:

a) Sprache: Anhand der Auseinandersetzung mit Benjamins Theorie der Sprache soll sein prinzipieller Begriff des Mediums und dessen erkenntnistheoretische Konsequenzen erschlossen werden. Denn Benjamin definiert die Sprache als Medium der Erkenntnis und entwickelt beide Begriffe anhand dieser Verbindung. Zudem werden mit Stimme und Schrift zwei Auseinandersetzungen mit konkreten sprachlichen Medien thematisiert, anhand derer Benjamin auch verschiedene Sprachmodelle (akustisch und visuell) diskutiert.

b) Erinnerung: Ausgehend von Benjamins Diktum „das Gedächtnis“ sei das „Medium des Erlebten“ (GS IV, 400) soll die medientheoretische Fundierung seiner Gedächtnis- und Erinnerungstheorie nachvollzogen werden. Dabei wird der Begriff des Bildes im Zentrum stehen, da sich die Erinnerung Benjamin zufolge in Bildern vollzieht. Anhand eines Exkurses zu Henri Bergsons Materie und Gedächtnis soll zudem gezeigt werden, welche Bedeutung diese Art von Gedächtnistheorie für die Neuorientierung der Philosophie im frühen 20. Jahrhundert hat.

c) Literatur: Auch in Benjamins literaturtheoretischen Arbeiten dominiert ein medialer Aspekt seine Überlegungen: Benjamin betrachtet die literarischen Formen (z.B. Erzählung, Roman, Artikel, Reklame) als Formen der Mitteilung, untersucht ihren historischen Wandel und diskutiert in diesem Zusammenhang auch ihre medientechnische Seite (z.B. Buch, Presse). Seine Literaturtheorie soll anhand eben dieser medientheoretischen und mediengeschichtlichen Fragestellungen thematisiert werden.

d) Ästhetik: Schließlich soll entlang der Lektüre der Kleinen Geschichte der Photographie (1931) und des Aufsatzes Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935) Benjamins Theorie der optischen Medien und ihre Erweiterung zu einem kulturgeschichtlichen Dispositiv nachvollzogen werden. Denn Benjamin entwickelt in seiner Auseinandersetzung mit Fotografie und Film anhand der Begriffe Aura und technische Reproduzierbarkeit nicht nur eine medienästhetische Theorie des Kunstwerks. Vielmehr erarbeitet er auch eine umfassende Wahrnehmungstheorie, deren wesentliche Begriffe (Detail und Chock) die strukturbildenden Merkmale seiner Theorie der Moderne bilden. Benjamin untersucht damit den Beitrag der technischen Medien zum geschichtlichen Wandel von Kunst-, Erfahrungs- und Wahrnehmungsformen.  

Literatur

Textgrundlagen:

Benjamin, Walter: „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Dritte Fassung“, in: ders.: Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann/Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt a.M 1978 ff., Bd. I, S. 471–505.

Ders.: „Über Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen“, in: ders.: GS, a.a.O., Bd. II, S. 140–157.

Ders.: „Lehre vom Ähnlichen“, in: ders.: GS, Bd. II, S. 204–210.

Ders.: „Zum Bilde Marcel Prousts“ , in: ders.: GS, Bd. II, S. 310–324.

Ders.: „Kleine Geschichte der Photographie“, in: ders.: GS, Bd. II, S. 368–385.

Ders.: „Der Erzähler“, in: ders.: GS, Bd. II, S. 439–465.

Ders.: „Der Autor als Produzent“, in: ders.: GS, Bd. II, S. 683–701.

Ders.: „Ausgraben und Erinnern“, in: ders.: GS, Bd. IV, S. 400 f.

Bergson, Henri 1991: Materie und Gedächtnis, Hamburg.

Weiterführend: 

Benjamin, Walter 2007: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit - und weitere Dokumente, mit einem Kommentar von Detlev Schöttker, Frankfurt a. M..  

Lindner, Burkhardt (Hg.) 2006: Benjamin Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar.

Krämer, Sybille 2008: Medium, Bote, Übertragung - Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt a.M.

Margreiter, Reinhard 2003: „Medien/Philosophie: Ein Kippbild“, in: Stefan Münker u.a. (Hg.): Medienphilosophie. Beiträge zur Klärung eines Begriffs, Frankfurt a. M. 2003, S. 150–171.

Münker, Stefan u.a. (Hg.) 2003: Medienphilosophie. Beiträge zur Klärung eines Begriffs, Frankfurt a. M.

Nagl, Ludwig 2005: „Medienphilosophie – systematisch? Ein Vorwort“, in: Mike Sandbothe/Ludwig Nagl (Hg.): Systematische Medienphilosophie, Berlin 2005, S. VII–XI.

Opitz, Michael/Erdmut Wizisla 2000: Benjamins Begriffe, Frankfurt a. M..

Sandbothe, Mike 2005: „Einleitung: Wozu systematische Medienphilosophie?, in: Mike Sandbothe/Ludwig Nagl (Hg.): Systematische Medienphilosophie, Berlin 2005, S. XIII–XXVII.

Sandbothe, Mike/Ludwig, Nagl (Hg.) 2005: Systematische Medienphilosophie, Berlin.

Schulte, Christian (Hg.) 2005: Walter Benjamins Medientheorie, Konstanz.

Steizinger, Johannes 2013: Revolte, Eros und Sprache. Walter Benjamins „Metaphysik der Jugend“, Berlin.

Weigel, Sigrid 1997: Entstellte Ähnlichkeit. Walter Benjamins theoretische Schreibweise, Frankfurt a. M.

Dies. 2008: Walter Benjamin. Die Kreatur, das Heilige und die Bilder, Frankfurt a. M.

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Zur Beurteilung der Teilnehmenden werden folgende Leistungen herangezogen:

  • regelmäßige und aktive Mitarbeit (15 %)
  • 6 kurze Lektürereflexionen (1-2 Seiten, Times New Roman 12; 1,5 zeilig) (jeweils 5 % = 30 %)
  • schriftliche Proseminararbeit (10 Seiten; Times New Roman 12; 1,5 zeilig) zu einem in der Lehrveranstaltung behandelten Thema (55 %)

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Fach: Theoretische Philosophie (Wahlfach)
      • Theoretische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 36.0 ECTS)
        • 210.620 Walter Benjamins Medientheorie (2.0h PS / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 10W.2)
    • Fach: Theoretische Philosophie (Wahlfach)
      • Theoretische Philosophie ( 0.0h XX / 36.0 ECTS)
        • 210.620 Walter Benjamins Medientheorie (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Philosophie (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Fach: Theoretische Philosophie und ihre Geschichte (Wahlfach)
      • Theoretische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.620 Walter Benjamins Medientheorie (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Philosophie (Version: 16W.1)
    • Fach: Philosophie (Pflichtfach)
      • LV aus dem Fach Geschichte der Philosophie ( 0.0h VO,UE,PS / 4.0 ECTS)
        • 210.620 Walter Benjamins Medientheorie (2.0h PS / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet