210.606 (18S) Post-truth Politics

Sommersemester 2018

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
08.03.2018 14:00 - 16:00 Z.1.29 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Lehrende/r
LV-Titel englisch Post-truth Politics
LV-Art Proseminar (prüfungsimmanente LV )
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 20 (30 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
mögliche Sprache/n der Leistungserbringung Englisch
LV-Beginn 08.03.2018
eLearning zum Moodle-Kurs
Studienberechtigungsprüfung Ja
Seniorstudium Liberale Ja

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Erarbeitung eines differenzierten und kritisch-reflexiven, mithin: philosophischen Zugangszum Themenkreis Politik, Politikbegriffe,dem Verhältnis von Politik undEthik/Moral sowie kritisch-differenzierte Erarbeitung möglicher Wirklichkeits- und Wahrheitsbegriffe aus philosophischer Perspektive und inideengeschichtlicher Dimension; Einführung in eine Reihe zentraler ThemenPolitischer Philosophie und Ideologiekritik; methodisch-systematischeErschließung der relevanten Fragestellungen anhand konkreter Texte insbesonderemittels philologisch-kritischer, begriffskritischer und begriffsgeschichtlicherVerfahren. 

Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools

Vortrag, Referate,Textanalyse, Filmausschnitte, Diskussion (Mitarbeit wird positivberücksichtigt)

Inhalt/e

Fake news, das Lieblingswort des aktuellen US-Präsidenten, wenn es darum geht, Nachrichten zu diskreditieren, die ihm missfallen, hatte vor gar nicht so langer Zeit eine andere Bedeutung. Während des Brexit-Referendums sowie des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 diente das Syntagma zur Kommentierung des Umstandes, dass Fakten schienen keine Rolle für Meinungsbildung auf breiter Basis (mehr) zu spielen. Insbesondere in sozialen Medien fanden frei fabrizierte Meldungen teils rasante Verbreitung, wurden geteilt und mit dem Ausdruck des „Gefallens“ markiert („geliked“). Nachdem Trump die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, begannen er und sein Umfeld etwas zu offerieren, das diesem Phänomen angemessen zu sein scheint: alternative facts.

Was hier skizziert wird, ist keineswegs so neu wie die erwähnten schmucken Bezeichnungen. Es gibt sogar schon seit Längerem einen Namen dafür, nämlich post-truth politics, ins Deutsche oft ein wenig holprig als postfaktische Politik übersetzt. Auch der Begriff Postdemokratie wird hier wieder öfters genannt.

In diesem Zusammenhang scheinen aus philosophischer Perspektive vor allem zwei Themenfelder von Interesse: erstens die Frage, welche Theorien und Kriterien überhaupt für das Vorliegen von Fakten, die ihrerseits Wirklichkeit verbürgen sollen, und die Möglichkeit, darüber (wahre) Aussagen zu treffen, herangezogen werden können. Denn einerseits wird sich mit guten Gründen behaupten lassen, dass „die Wahrnehmung ihre Fakten erzeugt“ (Goodman 1998, 112), andererseits wird es argumentierbarer Kriterien bedürfen, um dem „Spiel der Semiose“ (Eco 1994, 55) auch wieder ein (vorläufiges) Ende zu setzen. Ansonsten dräut, was ohnedies schon längst nicht nur im Raum des Politischen, sondern mindestens ebenso des Ökonomischen und Sozialen tief verankert scheint: gezielte Steuerung und Manipulation von Wahrnehmung samt Schaffung ganz konkreter Bedürfnisse. Dies wäre denn auch schon der zweite Punkt, der im gegenständlichen Kontext relevant scheint, nämlich die Erzeugung von Bedürfnissen wie etwa nach Sicherheit, strong leadership oder auch scheinbarer nationaler Unabhängigkeit, die im Ergebnis womöglich doch nur in alte, längst überwunden geglaubte Vorstellungen und Abhängigkeiten zu münden geeignet sind. 

Erwartete Vorkenntnisse

Keine

Literatur

Arendt, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Ungekürzte Taschenbuchausgabe (9. Aufl. München 2003).

Arendt, Hannah: Macht und Gewalt (25. Aufl. München 2015).

Crouch, Colin: Postdemokratie. Aus dem Engl. v. Nikolaus Gramm (Frankfurt am Main 2008).

Diderot, Denis: Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern (1772), in: Diderot, Denis: Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern. Über die Frauen. Zwei Essays. Übers. v. Hans Magnus Enzensberger. Berlin: Friedenauer Presse 1992.

Derrida, Jacques: Gesetzeskraft. Der „mythische Grund der Autorität“. Aus dem Französischen v. Alexander García Düttmann (Frankfurt am Main 1992).

Donhauser, Gerhard: Angst und Schrecken. Beobachtungen auf dem Weg vom Ausnahmezustand zum Polizeistaat in Europa und den USA (Wien 2015).

Donhauser, Gerhard: Diderot-Effekte. Voraussetzungen und Möglichkeiten gelenkter Wahrnehmung, in: Elias, Marion (Hg.): Aisthesis, Vol. I (Wien/Weimar 2017) 279 - 294.

Donhauser, Gerhard: Kunst – Erkenntnis – Deutung. Eine philosophische Annäherung (Wien 2001).

Donhauser, Gerhard: Wer hat Recht? Eine Einführung in die Rechtsphilosophie (Wien 2016).

Eco, Umberto: Lector in fabula. Die Mitarbeit der Interpretation in erzählenden Texten. 2. Aufl. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1994 (= dtv 4531).

Elgin, Catherine Z.: Considered Judgement (2nd printing Princeton/New Jersey 1999).

Foucault,Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Aus demFranzösischen übersetzt v. Walter Seitter (Frankfurt am Main 1976).

Glasersfeld, Ernst v., Siegener Gespräche über Radikalen Konstruktivismus, in: Schmidt, Siegfried J. (Hg.), Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus (6. Aufl. Frankfurt am Main 1994) 401 – 440.

Goodman, Nelson: Weisen der Welterzeugung. 4. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998 (= stw 863).

Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft (KrV), 2 Bde. (= Kant, Immanuel, Werkausgabe, Bde. III u. IV, hg. v. Wilhelm Weischedel). 12. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1992 (= stw 55).

Keyes, Ralph: The Post-Truth Era. Dishonesty and Deception in Contemporary Life (New York 2004).

McCracken, Grant: Culture and Consumption. New Approaches to the Symbolic Character of Consumer Goods and Activities (Bloomington/Indianapolis 1988).

Meyer, Thomas, Die Inszenierung des Scheins. Voraussetzungen und Folgen symbolischer Politik (Frankfurt am Main 1992).

Orwell,George: Nineteen Eighty-Four [1949] (London 2008).

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Referat, Mitarbeit, schriftliche Abschlussarbeit (ca. 10-15 Seiten) 

Prüfungsinhalt/e

Themen der LV

Beurteilungskriterien/-maßstäbe

Eine eigenständige, reflektierte Beschäftigung mit den Themen der LV und insbesondere mit dem für die Abschlussarbeit und/oder das Referat gewählten Spezialthema soll erkennbar sein. Wichtig, insbesondere für die Abschlussarbeit, sind kohärente und konsistente Argumentation, Verwendung von themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese (Zitierweise nach Wahl, doch sollte das gewählte Modell konsequent beibehalten werden). Ansonsten ist für die Beurteilung vor allem engagierte Beteiligung an Diskussionen und die eigenständige Beschäftigung mit Texten, die im Rahmen der LV besprochen werden, von großer Bedeutung.

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Besonderer Studienbereich Besonderer Studienbereich Friedensstudien (SKZ: 900, Version: 05S)
    • Fach: Erweiterungsbereich (Freifach)
      • Weitere anrechnungsfähige LVs aus anderen Studienplänen ( 0.0h / 0.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 16W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h VO, PS, SE / 36.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 1., 2., 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
  • Bachelorstudium Philosophie (SKZ: 541, Version: 10W.2)
    • Fach: Praktische Philosophie (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie ( 0.0h XX / 36.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Masterstudium Philosophie (SKZ: 941, Version: 10W.1)
    • Fach: Praktische Philosophie und ihre Geschichte (Wahlfach)
      • Praktische Philosophie und ihre Geschichte ( 0.0h XX / 24.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Philosophie (Version: 16W.1)
    • Fach: Philosophie (Pflichtfach)
      • LV aus dem Fach Praktische Philosophie ( 0.0h VO,UE,PS / 4.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)
  • Erweiterungscurriculum Ethik (Version: 16W.1)
    • Fach: Praktische Ethik (Pflichtfach)
      • Praktische Ethik ( 0.0h PS / 4.0 ECTS)
        • 210.606 Post-truth Politics (2.0h PS / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet