191.100 (22W) Heldinnen - Helden - Superhelden

Wintersemester 2022/23

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
12.12.2022 10:00 - 15:00 N.1.45 On Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie können kurzfristige Änderungen bei Lehrveranstaltungen und Prüfungen (z.B. Absage von Präsenz-Lehreveranstaltungen und Umstellung auf Online-Prüfungen) erforderlich sein.

Weitere Informationen zum Lehrbetrieb vor Ort finden Sie unter: https://www.aau.at/corona.
Lehrende/r
LV-Titel englisch heroines - heroes - superheroes
LV-Art Seminar (prüfungsimmanente LV )
LV-Modell Präsenzlehrveranstaltung
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 3
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
LV-Beginn 12.12.2022

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Vergleicht man verschiedene Heldenbiografien miteinander, wird man schnell Ähnlichkeiten feststellen können. Von J. G. von Hahn geprägten Begriff der "hero patterns" und verglich in seiner Arbeit über die "Arische Aussetzungs- und Rückkehrformel" (1876) die Biografien von vierzehn mythischen und historischen Helden unterschiedlicher kultureller Hintergründe und legte daraufhin sechzehn heldenspezifische Biografie-Kriterien fest, die sogenannten patterns Bereits 1841 entwickelte der Thomas Carlyle eine erste Heldentypologie die in der Gottheit die Urform des Helden erblicken wollte, wurde zu einem der meistverkauften Werke des 19. Jahrhunderts.

Daraufhin erschienen mehrere Werke zur Untersuchung und zum Vergleich von Helden, 1909 die Monographie Der Mythos von der Geburt des Helden - Versuch einer psychologischen Mythendeutung des Wiener Psychoanalytikers Otto Rank, der fünfzehn Heldenbiografien zu seinem Untersuchungsgegenstand machte. Als einziger untersuchte er die bisher ignorierte Figur des Jesus Christus. 1934 veröffentlichte Lord Raglan den Essay The Hero of Tradition, welcher als Basis für sein mehrere Jahre später erschienenes Buch The Hero fungierte. Raglan verglich Helden aus der klassischen, überwiegend griechischen Mythologie miteinander und setzte bestimmte Typologien fest. gehört damit zu einem der kompliziertesten Modelle dieser Art.

Campbells Studie A Hero with a thousand Faces (1949) zu Deutsch der Heros in tausend Gestalten erfuhr nachhaltigen Erfolg, der bis heute anhält. Er untersucht die Zusammenhänge zwischen den Lebenserfahrungen der Menschheit seit ihrem Aufbruch, den Gemeinsamkeiten aller Kulturen in ihren mündlich weitergegebenen Erzählungen und den sich daraus ableitenden fundamentalen Bedürfnissen, die die Menschen mit dem Erzählen und Hören der Geschichten seit jeher bewegt haben. Der „Held“ steht im Verständnis von Joseph Campbell immer für die Hauptfigur einer Geschichte, ist daher geschlechtsneutral. Die Taten eines Helden in Mythen, Romanen und in der medialen Aufarbeitung in Filmen ereignen sich auf einer Heldenreise, die durch typische Situationsabfolgen und Charaktere gekennzeichnet ist. Diese archetypische Grundstruktur wird, nach einem Begriff von James Joyce, auch als Monomythos bezeichnet. Das Konzept der Heldenreise schließt an strukturalistischen Arbeiten des russischen Germanisten Vladimir Propp mit seiner Morphologie des Märchens (1928) an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Forschungsfeld der Herologie einen erneuten Schub, hier galt es zunächst das sogenannte „Führerphänomen“ zu untersuchen. Ein grundlegender Ansatz hierzu kam 1948 von Seiten des amerikanischen Soziologen O.E. Klapp, der den Erfolg des Volkshelden der Unterstützung der Massen zuschrieb. Der Held stellt mit seinen symbolträchtigen Handlungen automatisch einen Zugang zur Kollektivpsychologie her und wird so von der Masse akzeptiert Auch Klapp entwickelte ein typologisches Raster, mit dessen Hilfe er, ähnlich wie Campbell, nach dem universal hero suchte. Ein Jahrzehnt später hinterfragte der amerikanische Volkskundler Alan Dundes Campbells Theorie eines Monomythos' – in erster Linie aufgrund der Tatsache, dass Campbell seine These an keiner Heldenbiografie bewahrheitet hatte. Dennoch wurde sein Schema der Heldenreise als Folie für viele die berühmten Filmproduktionen wie z.B. von Herrn der Ringe, bis Matrix und Harry Potter verwendet und wird weltweit in der Erwachsenenbildung und der gestaltpsychologisch ausgerichteten Therapie eingesetzt.

Lehrmethodik

In der Lehrveranstaltung sollen die unterschiedlichen Forschungsansätze der Erzählforschung, Folkloristik und Narratologie vorgestellt und kritisch vergleichend analysiert werden. Das funktioniert am besten in einer Art Workshopcharakter mit verschiedenen Arbeitsgruppen, die analog zu Heldenschema und Heldenreise die Heldenpatterns durchspielen sollen.

Inhalt/e

Mit dem Krieg in der Ukraine rückt der Begriff Held im post-heroischen Zeitalter wieder in den Mittelpunkt der Diskussion. Der Wahlspruch „Be a hero“ hatte vorher schon dem Heldenbegriff eine völlig andere Bedeutung gegeben, täglich erfahren wir von Klima- und anderen vorbildlichen weiblichen Helden, während markant-dominant Männliches als toxisch eingestuft wird. Mit den kriegerischen Auseinandersetzungen kommen wieder die alten agonalen Facetten des Helden als Verteidiger des Vaterlandes, von schutzbedürftigen Frauen und Kindern in den Vordergrund. 

Die Forschung hatte das Gebiet der Herologie, der Wissenschaft des Helden, schon relativ früh bearbeitet. Mythenforschung und Psychologie will die Ursprünge des Helden in zeitlichen und seelischen Tiefenschichten verorten und darüber hinaus übergeschichtliche Aspekte des Heldenlebens isolieren. Die kulturwissenschaftliche Perspektive interessiert sich mehr für den Entstehungsprozess des Helden, des "making of a hero", als "Interaktion von Angebot und Nachfrage" Am prominentesten scheint unter den Forschern dabei die Frage nach einem wiederkehrenden Heldentypus zu sein. Danach, ob es im Grunde genommen nur eine Form von Helden gibt, den Universalhelden, der lediglich seiner jeweiligen kulturellen Epoche entsprechend angepasst wird bzw. sich mit ihr entwickelt. Michael Naumann hat seinem Strukturwandel des Heroismus (1984) darauf hingewiesen, dass in sogenannten "Heldenzeitaltern", welche in der Regel mit sozialen und politischen Veränderungen und Verwerfungen einhergehen, das Bedürfnis nach dem einen "großen Menschen" wachse.

Themen

Alexander der Große,

Hektor und Achill,

Dietrich und Siegfried,

Märtyrerhelden wie Georg,

Amazonen und Heldenjungfrauen wie Brunhild und Gyborg,

sollen den neueren Film- und Comic Superhelden und Heldinnen gegenübergestellt und die differenten Schemata herausgearbeitet werden. Letzteres soll durch den Gastauftritt des Medienwissenschaftlers Thomas Ballhausen unterstützt und perspektivisch erweitert werden.


Literatur

Campbell, Joseph: Der Heros in tausend Gestalten. (Frankfurt am Main: Insel, 1999).

Campbell, Joseph: Die Kraft der Mythen. Bilder der Seele im Leben des Menschen., (Zürich: Artemis & Winkler u. a. 1994).

Dundes, Alan (Hrsg).: Auf der Suche nach dem Helden. (Princeton:  University Press, 1990).

Horn, Katalin: »Held, Heldin. 1. Allgemeines – Heldenlebenschemata, -typologien« in: Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens, 6, (Berlin, New York: De Gruyter, 1990).

Köppe, Tillmann: Erzähltheorie. Eine Einführung. (Stuttgart: Reclam, 2014).

Kragl, Florian: Heldenzeit. Interpretationen zur Dietrichepik des 13. bis 16. Jahrhunderts. Studien zur historischen Poetik 12 (Heidelberg: Winter, 2013).

Propp, Vladimir: Morphologie des Märchens. (München: Hanser 1972).

Rauscher, Andreas: Spielerische Fiktionen: Transmediale Genrekonzepte in Videospiele (Marburger Schriften zur Medienforschung (Marburg: Schüren 2012).

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Doktoratsstudium Doktoratsstudium der Philosophie (SKZ: 500, Version: 18W.1)
    • Fach: Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums (Pflichtfach)
      • Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums ( 0.0h XX / 32.0 ECTS)
        • 191.100 Heldinnen - Helden - Superhelden (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Doktoratsstudium Doktoratsstudium der Philosophie (SKZ: 500, Version: 12W.4)
    • Fach: Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums (Pflichtfach)
      • Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums ( 16.0h XX / 32.0 ECTS)
        • 191.100 Heldinnen - Helden - Superhelden (2.0h SE / 4.0 ECTS)
  • Doktoratsstudium Doktoratsstudium der Philosophie (SKZ: 792, Version: 12W.4)
    • Fach: Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums (Pflichtfach)
      • Studienleistungen gem. § 3 Abs. 2a des Curriculums ( 16.0h XX / 32.0 ECTS)
        • 191.100 Heldinnen - Helden - Superhelden (2.0h SE / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet