200.011 (23S) Woran erinnert (sich) die Stadt? Diskurse, Projekte und Institutionen in München (mit Exkursion)
Überblick
- Lehrende/r
- Tutor/in/Innen
- LV-Titel englisch What does the city remember? Discourses, projects and institutions in Munich (with excursion)
- LV-Art Seminar (prüfungsimmanente LV )
- LV-Modell Blended-Learning-Lehrveranstaltung
- Online-Anteil 20%
- Semesterstunde/n 4.0
- ECTS-Anrechnungspunkte 8.0
- Anmeldungen 10 (35 max.)
- Organisationseinheit
- Unterrichtssprache Deutsch
- LV-Beginn 22.03.2023
- eLearning zum Moodle-Kurs
Zeit und Ort
LV-Beschreibung
Intendierte Lernergebnisse
Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann versteht die Stadt als einen dreidimensionalen Palimpsest; „auf konzentriertem Raum“, erklärt sie, „ist Geschichte immer schon geschichtet als Resultat wiederholter Umformungen, Überschreibungen, Sedimentierungen. (…) Die Formel von der ‚Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen‘ gilt nicht weniger als für die miteinander lebenden Generationen auch für die unterschiedlichen Schichten urbaner Bausubstanz. Obwohl im Stadtraum alles gleichzeitig anwesend ist, heißt das jedoch keineswegs, dass jeweils alle Schichten auch gleichzeitig wahrgenommen werden und im Bewusstsein präsent sind“ (Assmann 2007: 111-112).
Seit dem Übergang zur Moderne im Laufe des 19. Jahrhunderts ist die Stadt gekennzeichnet durch Eigenschaften wie Dichte, Größe und Heterogenität. Das städtische Gefüge ist in seiner gebauten Form kontinuierlich von Veränderungen und Umbrüchen geprägt. In sozialer Hinsicht ist die Verfasstheit einer Stadtgesellschaft ebenso Ausdruck permanenter Transformationsprozesse. Auch die kulturelle Dimension des Städtischen ergibt sich aus Überlagerungen, dabei spielen historische Ereignisse eine Rolle, aber auch Auseinandersetzungen und Debatten der Gegenwart. Was erfährt zu einer bestimmten Zeit welche Wertschätzung?
Die Teilnehmer*innen der LV lernen in München verschiedene Orte, Akteur*innen und Institutionen - und damit auch Berufsbilder - im Kontext einer Großstadt kennen. Neben der Erprobung von ethnografischen Methoden wie der teilnehmenden Beobachtung spielt die Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen aus dem Bereich der kultur- und sozialwissenschaftlichen Stadtforschung eine wesentliche Rolle in der exemplarischen Beschäftigung mit der Stadt. Wie mit dem Wandel umgegangen und die Biografie der Stadt aus heutiger Sicht thematisiert wird, sind zwei wesentliche Punkte des Seminars.
Lehrmethodik inkl. Einsatz von eLearning-Tools
Ausgehend von dem Moment der Erinnerung setzen wir uns am Beispiel von München mit dem institutionellen und dem kommunikativen Gedächtnis und der Herstellung und Rezeption von Wissen im Kontext einer Großstadt auseinander. Wir besuchen Museen und Off-Spaces und befassen uns mit richtungsweisenden Konzepten der Wissensvermittlung, analog fragen wir nach Leerstellen oder Konflikten innerhalb der Stadtgesellschaft und der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte.
Gemeinsam, in Gruppen, aber auch individuell nähern wir uns den städtischen Räumen aus einer kulturanalytischen Perspektive. Im Olympiapark wird es am Übergang zur Postmoderne darum gehen, wie sich die Stadt unter den Augen der Welt verändert hat, und München in den langen 1960er Jahren moderner geworden ist. Das städtische Literaturarchiv Monacensia ist ein Ort des Bewahrens, aber auch des Nach- bzw. Weiterdenkens, wir werden die Bibliothek besuchen und fragen, welches Wissen über die Stadt und ihre kulturellen Ausdrucksformen ausgehend von diesen Räumen verhandelt werden.
„Das Zusammenspiel von Stadtgestalt, Raumnutzung und Raumaneignungen, symbolischen Zuschreibungen und vielfachen Identitätskonstruktionen bildet sich an konkreten Orten ab und erfordert eben gerade deren Untersuchung. Als Forschungsfeld der ‚Ethnologie des Städtischen’ lässt sich urbaner Raum als eine Komposition von Materialität, Geschichte, Institutionen und sozialer Praxis definieren. Stadtethnographie in diesem Sinn, bedeutet sich den öffentlichen Räumen und ihrer gesellschaftlichen Produktion zu widmen“ (Wildner 2005: 137).
Inhalt/e
Die Frage "Woran erinnert (sich) die Stadt?" wird entlang von Diskursen, Projekten und Institutionen in München gestellt. Der gebaute Raum, seine historisch gewachsene Struktur und die Debatte um die Zukunft bilden einen Schwerpunkt in der Beschäftigung mit München. Es geht um Deutungshoheiten und gesetzte Bilder, die vom Habitus der Stadt abhängen (vgl. Lindner 2003). Manche Themen werden im Diskurs der Stadtgesellschaft mittels Ausstellungen oder Veranstaltungsreihen verhandelt, andere ausgespart. Die Wohnungsfrage ist - seit mehr als 100 Jahren - ein allgegenwärtiges Thema, dass gleichzeitig nicht auf seine kulturellen und sozialen Auswirkungen hin befragt wird.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird München sowohl Feld als auch Gegenstand der Analyse. Mit rund 1,5 Millionen Einwohner*innen ist die bayerische Landeshauptstadt ein komplexes Gebilde, das sich Herausforderungen der Zukunft wie etwa dem Klimawandel oder der Zugänglichkeit städtischer Institutionen zu stellen hat. Der Habitus der Stadt gibt bestimmte Dispositionen vor (vgl. Lindner 2008): die Kunst- und Bierstadt München gilt heute als Weltstadt, als attraktive Tourismusdestination, als kapitalträchtiger Immobilienmarkt, als exzellenter Wissenschaftsstandort - und beheimatet darüber hinaus seit Jahrzehnten eine von Diversität geprägte Stadtgesellschaft. Die Studierende lernen sich einer Stadt in
Literatur
Assmann, Aleida: Geschichte im Gedächtnis. Von der individuellen Erfahrung zur öffentlichen Inszenierung. Regensburg 2007.
Egger, Simone: München wird moderner. Stadt und Atmosphäre in den langen 1960er Jahren. Bielefeld 2013.
Lindner, Rolf: Der Habitus der Stadt. Ein kulturanthropologischer Versuch. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, H. 2/2003, S. 46-53.
Moser, Johannes; Egger, Simone: Vom Glück, eine schöne Stadt zu sein. Zur Ästhetik von Elbflorenz und Isarathen. In: Tomkowiak, Ingrid; Muri, Gabriela (Hg.): Alltagsglück. Populäre Befindlichkeiten, Sinnkonstrukte und Praktiken. Festgabe für Ueli Gyr. Schweizerisches Archiv für Volkskunde. 106. Jg. 2010/I, S. 91-104.
Siebel, Walter (Hg.): Die europäische Stadt. Frankfurt am Main 2004.
Wildner, Kathrin: Alltagspraxis und Inszenierung. Ethnographische Ansätze zur Untersuchung öffentlicher Räume in Mexiko. In: Berking, Helmuth; Löw, Martina (Hg.): Die Wirklichkeit der Städte (Soziale Welt, Sonderband 16). Baden-Baden 2005. S. 135-157
Link auf weitere Informationen
https://www.muenchen.de/Prüfungsinformationen
Prüfungsmethode/n
Die Prüfungsleistung setzt sich aus mehreren Einzelleistungen zusammen. Die Studierenden bereiten Texte vor, forschen vor Ort, dokumentieren Ergebnisse und reflektieren ihre Auseinandersetzung mit der Stadt.
Prüfungsinhalt/e
Die Prüfungsinhalte entsprechen den im Rahmen des Seminars thematisierten Zugängen und Fragen.
Beurteilungskriterien/-maßstäbe
Die Studierenden erarbeiten eigenständig Positionen und können Perspektiven auf Feld und Gegenstand anwenden. Die Studieren nehmen regelmäßig am Seminar und an der Exkursion teil und beteiligen sich auf der Grundlage wissenschaftlicher Texte am Unterrichtsgeschehen.
Beurteilungsschema
Note BenotungsschemaPosition im Curriculum
- Bachelorstudium Angewandte Kulturwissenschaft
(SKZ: 642, Version: 16W.2)
-
Fach: Theorien und Methoden der Kulturwissenschaft
(Pflichtfach)
-
Seminar zu Kulturwissenschaftliche Methoden (
0.0h SE / 4.0 ECTS)
- 200.011 Woran erinnert (sich) die Stadt? Diskurse, Projekte und Institutionen in München (mit Exkursion) (4.0h SE / 8.0 ECTS) Absolvierung im 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
-
Seminar zu Kulturwissenschaftliche Methoden (
0.0h SE / 4.0 ECTS)
-
Fach: Theorien und Methoden der Kulturwissenschaft
(Pflichtfach)
- Bachelorstudium Angewandte Kulturwissenschaft
(SKZ: 642, Version: 16W.2)
-
Fach: Empirische Kulturanalysen
(Wahlfach)
-
Kulturwissenschaftliche Methoden (
0.0h SE / 4.0 ECTS)
- 200.011 Woran erinnert (sich) die Stadt? Diskurse, Projekte und Institutionen in München (mit Exkursion) (4.0h SE / 8.0 ECTS) Absolvierung im 3., 4., 5., 6. Semester empfohlen
-
Kulturwissenschaftliche Methoden (
0.0h SE / 4.0 ECTS)
-
Fach: Empirische Kulturanalysen
(Wahlfach)
- Masterstudium Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien
(SKZ: 842, Version: 22W.1)
-
Fach: Wissenskommunikation, Kuratieren, Kulturmanagement
(Pflichtfach)
-
3.1 Wissenskulturen und Repräsentation (
0.0h VO, SE / 4.0 ECTS)
- 200.011 Woran erinnert (sich) die Stadt? Diskurse, Projekte und Institutionen in München (mit Exkursion) (4.0h SE / 8.0 ECTS)
-
3.1 Wissenskulturen und Repräsentation (
0.0h VO, SE / 4.0 ECTS)
-
Fach: Wissenskommunikation, Kuratieren, Kulturmanagement
(Pflichtfach)
- Masterstudium Angewandte Kulturwissenschaft und Transkulturelle Studien
(SKZ: 842, Version: 22W.1)
-
Fach: Wissenskommunikation, Kuratieren, Kulturmanagement (Vertiefung)
(Wahlfach)
-
7.1 Vertiefung: Wissenskulturen und Repräsentation (
0.0h VO, SE / 4.0 ECTS)
- 200.011 Woran erinnert (sich) die Stadt? Diskurse, Projekte und Institutionen in München (mit Exkursion) (4.0h SE / 8.0 ECTS)
-
7.1 Vertiefung: Wissenskulturen und Repräsentation (
0.0h VO, SE / 4.0 ECTS)
-
Fach: Wissenskommunikation, Kuratieren, Kulturmanagement (Vertiefung)
(Wahlfach)