120.602 (20W) Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen: Sexualität, persönliche Assistenz, soziale und politische Inklusion

Wintersemester 2020/21

Anmeldefrist abgelaufen.

Erster Termin der LV
15.01.2021 11:30 - 17:30 online Off Campus
... keine weiteren Termine bekannt

Überblick

Bedingt durch die COVID-19-Pandemie können kurzfristige Änderungen bei Lehrveranstaltungen und Prüfungen (z.B. Absage von Präsenz-Lehreveranstaltungen und Umstellung auf Online-Prüfungen) erforderlich sein.

Weitere Informationen zum Lehrbetrieb vor Ort finden Sie unter: https://www.aau.at/corona.
Lehrende/r
LV-Titel englisch Engl.
LV-Art Seminar (prüfungsimmanente LV )
LV-Modell Onlinelehrveranstaltung
Semesterstunde/n 2.0
ECTS-Anrechnungspunkte 4.0
Anmeldungen 24 (35 max.)
Organisationseinheit
Unterrichtssprache Deutsch
LV-Beginn 15.01.2021
eLearning zum Moodle-Kurs

Zeit und Ort

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LV-Beschreibung

Intendierte Lernergebnisse

Ziel der LV ist es, den HörerInnen ein vertieftes Verständnis der Geschichte und Gegenwart der Independent Living Bewegung ILM (Selbstbestimmt Leben Bewegung behinderter Menschen) zu ermöglichen. Diese internationale Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen wird anhand zentraler Dokumente nationaler (das US-amerikanische Antidiskriminierungsgesetz 1991) und internationaler (UN – Behindertenrechtskonvention 2007) vorgestellt und mit der Entwicklung in der Praxis konfrontiert.*)  

Gemeinsam mit dem Intensiv- Schmerz- und Palliativmediziner Rudolf Likar vom Klinikum Klagenfurt habe ich in einem Buch „Unerhörte Lust. Zur Sexualität behinderter und kranker Menschen“, Otto Müller Verlag, Salzburg-Wien, 2016) dieses Thema anhand der Berichte, Texte und Fragebogenauswertungen bei zehn behinderten Menschen in Deutschland und Österreich untersucht. Rudolf Likar unternahm es, zusammen mit anderen ÄrztInnen die Sexualität kranker PatientInnen anhand von Fallbeispielen und Studien zu diskutieren.

Des weiteren hat sich die Lebenspartnerin eines behinderten Mannes bereit erklärt, in der Lehrveranstaltung ihre Sicht des Lebens mit einem behinderten Menschen auch im Bereich der Sexualität vorzustellen.

Inhalt/e

Behinderte Menschen erleben in vielen Bereichen Einschränkungen und Diskriminierungen, so auch in der Sexualität. Daß behinderte Menschen ein Recht auf Sexualität haben, ist zentraler Bestandteil der Independent Living Bewegung, der internationalen Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen. Der skandinavische Raum hat hier die Vorreiterrolle inne, Österreich zählt zu den Nachzüglern. Selbstbestimmtes Leben sollte sich auch auf die Sexualität erstrecken, doch anstatt einer selbstbestimmten, lustbetonten Sexualität herrscht eine Sexualität der Entmündigung, der Demütigung und des systematischen Mißbrauchs vor. Institutionelle Beschränkungen (oft unter dem Prätext des vermeintlichen Schutzes), wie rigide Heimstrukturen; Unverständnis und Ablehnung durch das betreuende Personal und fehlende barrierefreie Räumlichkeiten charakterisieren die Situation. Selbstbestimmte Sexualität kann sich daher nur im Widerstand gegen Aufpasser und Moralapostel entfalten. Dazu zählt auch, daß beeinträchtigte Menschen den Medienschutt vom „perfekten Körper“ in ihren Köpfen überwinden.

Insgesamt soll der Ist-Zustand in der Situation behinderter Menschen auch in sexuellen Fragen erarbeitet werden. Daran knüpfen sich Strategien der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung, wie das Menschenrecht auf Intimsphäre und Sexualität gegen institutionelle (Heimstrukturen) und ideologisch-religiöse Vorannahmen entfaltet werden kann. Dies alles wird in enger Einbettung aller relevanten Lebensbereiche behinderter Menschen erfolgen, denn es zeigt sich, das aussondernde Rahmenbedingungen im Bildungs-und Wohnbereich das Umfeld für sexuelle Erfahrungen behinderter Menschen massiv einschränken.

Literatur

Die Lehrveranstaltung integriert darüber hinaus Texte und einschlägige Literatur von Lothar Sandfort; Michael Zander, Ed Robertson, Aiha Zempp, Adolf Ratzka, den Sexualtherpeutinnen Ann-Marlene Henning, Nina de Vries und anderen. Von Adolf Ratzka, er lebt in Schweden und gilt als Doyen der Selbstbestimmt Leben Bewegung, wird ein Dokumentarfilm „Aufstand der Betreuten“ vorgeführt und diskutiert.

Prüfungsinformationen

Im Fall von online durchgeführten Prüfungen sind die Standards zu beachten, die die technischen Geräte der Studierenden erfüllen müssen, um an diesen Prüfungen teilnehmen zu können.

Prüfungsmethode/n

Abschließend werden die HörerInnen gebeten, in einer mindestens achtseitigen schriftlichen Arbeit ihre Erfahrungen und den erworbenen Stoff der LV gemeinsam mit ihren eigenen Reflexionen einzubringen. Erfahrungsgemäß arbeitet ein Gutteil der HörerInnen in einschlägigen Betreuungseinrichtungen, andere HörerInnen sind familiär mit der der Fragestellung der LV konfrontiert. Meist zeigt sich anhand der Erfahrungsberichte, wie sehr in der Betreuungs- und Lebenspraxis das Thema „Sexualität und Behinderung“ verdrängt und verschwiegen wird – was das Leben der betroffenen Menschen massiv erschwert. Denn Sexualität findet auch in paternalistischen Strukturen statt, es ist dann aber meist eine Sexualität der Unterwerfung und des Mißbrauchs. Demgegenüber strebt die Selbstbestimmung Leben Bewegung einen offenen, gleichberechtigten und an der unverletzlichen Würde des oder der einzelnen Person orientierten Umgang mit der Sexualität an.

Die LV orientiert sich an den Erkenntnissen des wissenschaftlichen Flügels des ILM – der Disability Studies und greift auf die vielfältige und reichhaltige Praxis der internationalen Behindertenbewegung zurück.

Prüfungsinhalt/e

Inhalte der Lehrveranstaltung

Beurteilungsschema

Note Benotungsschema

Position im Curriculum

  • Masterstudium Sozialpädagogik und soziale Inklusion (SKZ: 846, Version: 20W.1)
    • Fach: Handlungsfelder und Handlungskompetenzen von Sozialpädagogik und sozialer Inklusion (Pflichtfach)
      • 3.2 Handlungskompetenzen von Sozialpädagogik und sozialer Inklusion ( 0.0h SE / 4.0 ECTS)
        • 120.602 Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen: Sexualität, persönliche Assistenz, soziale und politische Inklusion (2.0h SE / 4.0 ECTS)
          Absolvierung im 2., 3. Semester empfohlen
  • Masterstudium Sozial- und Integrationspädagogik (SKZ: 846, Version: 09W.3)
    • Fach: Pflichtfächer (Pflichtfach)
      • Modul: Handlungsfelder und Handlungskompetenzen der Sozial- und Integrationspädagogik
        • Soziale Arbeit in verschiedenen Lebensphasen (Kindheit, Jugend, junges, mittleres und hohes Erwachsenenalter) ( 2.0h SE, KU / 4.0 ECTS)
          • 120.602 Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen: Sexualität, persönliche Assistenz, soziale und politische Inklusion (2.0h SE / 4.0 ECTS)

Gleichwertige Lehrveranstaltungen im Sinne der Prüfungsantrittszählung

Diese Lehrveranstaltung ist keiner Kette zugeordnet