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Titel: Zerstörung als Bewahrung: Koflers intermediales Archiv
Beschreibung:

Werner Koflers ausgefeilte, ja abgefeimte literarische Technik der intertextuellen wie intermedialen bricolage zielt auf die Errichtung eines hypomnesischen Archivs, das die geschichtliche Wirklichkeit und die wirkliche Geschichte sowohl faktisch bewahren wie kontrafaktisch bewähren helfen soll. Das Stilmittel der Zitation quer durch alle Genres und Epochen wird gleichsam ins Extrem getrieben, um die „Fakten“, um die es Koflers „Fiktion“ geht, durch Wiederholung zu speichern. Wiederholung aber bedeutet Entfremdung, bedeutet einen Überschuss an Bedeutung zuzulassen, also heißt speichern zugleich entfremden. Das gilt nicht erst für die Speichertechniken, die die Medien und die sog. neuen Medien im Besonderen hervorgebracht haben, sondern repräsentiert die Ökonomie des Archivs selbst, die im Herzen der Erinnerung oder vielmehr des Gedächtnisses gründet.

Insofern die Logik der Wiederholung, wie man seit Freud und Derrida weiß, mit einem Zwang einhergeht, der seinerseits mit dem Todestrieb verbunden ist, erhellt, warum die erwähnte Errichtung des Archivs phänomenologisch zugleich als Akt der Zerstörung in Erscheinung tritt: Das Außen, dessen es bedarf, damit das Archiv als ein Ort (topos) der Erinnerung funktionieren kann, bedroht diese selbe Funktion gleichzeitig, indem es das Geheimnis des Archivs preisgibt, verrät, weil es es demjenigen aussetzt, was es von innen her bedroht – die Möglichkeit der Äußerlichkeit als solche, dessen, was auf keinen Fall, mit keinem Mittel archivierbar, speicherbar, bewahrbar ist, sondern lediglich eine Kluft oder eine Leerstelle.

Der Vortrag möchte den Ort dieser Leerstelle in Koflers Texten markieren und als Einfalls- oder besser: Dreh- und Angelpunkt von deren Intermedialität aufweisen. Koflers Literatur ist archiviolithisch, insofern sie der Tatsache Rechnung trägt, dass das Archiv stets anders speichert (z. B. medienabhängig) und dass daher zwischen dem Akt der Erinnerung oder Archivierung einerseits und der Verdrängung andererseits kein Widerspruch, sondern eine tiefe Interdependenz besteht.

Es ist keine einfache Aufgabe, ein Archiv zu errichten: Die Literatur kann diese Aufgabe erfüllen, wenn und falls es ihr (wie bei Werner Kofler) gelingt zu zeigen, dass ein Text, ein Symbol, ein Zeichen nicht die Repräsentation einer „ursprünglicheren” Wirklichkeit ist, sondern eine intermediale „Verkettung“ von Schrift und Existenz, die jenen Überschuss an Sinn allererst hervorbringt, den wir Wirklichkeit nennen.

Schlagworte:
Typ: Vortrag auf Einladung
Homepage: -
Veranstaltung: Internationale Tagung: Werner Kofler intermedial (Musil-Institut/Kärntner Literaturarchiv)
Datum: 19.10.2017
Vortragsstatus:

Zuordnung

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Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften
 
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Österreich
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zur Organisation
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Kategorisierung

Sachgebiete
  • 503007 - Didaktik
  • 603113 - Philosophie
  • 602014 - Germanistik
Forschungscluster Kein Forschungscluster ausgewählt
Vortragsfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: n.a.)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
TeilnehmerInnenkreis
  • Überwiegend national
Publiziert?
  • Nein
Keynote-Speaker
  • Nein
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Kooperationen

Keine Partnerorganisation ausgewählt