Einmaleins lernen ohne Reihen: Ein Unterrichtsversuch

Wie kommt das kleine Einmaleins in den Kopf von Kindern – so, dass sie es sowohl verstehen als auch sicher und schnell aus dem Langzeitgedächtnis abrufen können? Die meisten Erwachsenen – auch diejenigen, die heute das Einmaleins unterrichten – haben es selbst einst „Reihe für Reihe“auswendig gelernt (und hoffentlich auch verstanden). Die Fachdidaktik rät demgegenüber seit Jahrzehnten dazu, im ersten Zugang zum Einmaleins intensiv an Ableitungsstrategien zu arbeiten, d.h. Kindern zu vermitteln, wie sie von wenigen Kernaufgaben ausgehend alle anderen Aufgaben des Einmaleins rechnerisch erschließen können. Wie aber lässt sich dieser allgemeine Rat konkret im Unterricht umsetzen? Eine Variante ist das Konzept der „kurzen Reihen“, in denen das Ableiten jeweils innerhalb einer Reihe thematisiert wird. Ich halte das für inkonsequent – und vermute, dass die Lernchancen steigen, wenn wir in den ersten Monaten der Einmaleinsarbeit auf das Gerüst der Reihen gänzlich verzichten. Ein entsprechendes Unterrichtskonzept habe ich 2014 in Buchform vorgelegt; im Kolloquium stelle ich es kurz vor, versuche es zu begründen – und liefere erste Ergebnisse eines Versuches, es in zehn Kärntner Volksschulklassen (zweites Schuljahr) in die Praxis umzusetzen.