Stammdaten

Titel: Transformationen von Büro
Beschreibung:

Die Industrialisierung hat zwei unterschiedliche Bereiche des sozialen Lebens geschaffen, die zuvor undifferenziert und miteinander verwoben waren (Felstead et al., 2005, S. 3). Die strikte Trennung dieser Sphären ist unter historischer Perspektive eine Konstruktion, die auf gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen beruht. So war das Konzept des frühneuzeitlichen Hauses gekennzeichnet durch die Integration von Arbeit und Warenproduktion sowie der Reproduktion von Arbeitskraft selbst (Oggolder, 2021). Im Zuge der Industrialisierung und den damit einhergehenden Prozessen des Wandels wurde dieses durch zentralisierte Arbeitsstätten ersetzt – nicht zuletzt auch, um Strukturen von Kontrolle und Zwang zu etablieren (Petendra, 2015, S. 60). Städte entstanden als Arbeits- und Lebenszentren mit nunmehr jeweils räumlich getrennten Sphären. Aktuell verwandeln sich im Zuge der Digitalisierung (der Arbeit) sowie weiterer parallel verlaufender Metaprozesse wie Globalisierung und Liberalisierung diese vormals klar getrennten Lebensbereiche in zunehmend amorphe Entitäten. Dies gilt auch für das Büro, das sich nun in einem „Spannungsverhältnis zwischen Auflösungstendenzen von altbekannten Strukturen und deren lokaler Reorganisation“ befindet (Petendra, 2015, S. 13). Digitale Medien sind die modernen Büros von heute; im Dienste der Effizienz machen sie Arbeit ortsunabhängig verfügbar (Roth-Ebner, 2015, S. 169), etwa um am Weg zur Arbeit schon die E-Mails zu checken oder den Wochenendtrip mit der Familie zur Erledigung wichtiger Arbeiten zu nutzen. In den virtuellen Räumen der Netzmedien können beliebig viele Räume neu konstruiert werden und nebeneinander und gleichzeitig existieren. So entstehen im Rahmen digitaler Praktiken z. B. virtuelle Konferenzräume, Archive und Kreativwerkstätten bis hin zum Pausencafé, in denen die Arbeitenden multiple Präsenzformen einnehmen können (Roth-Ebner, 2015, S. 172).

Arbeit wird damit jedoch keineswegs ortlos, sondern Orte werden flexibler genutzt und neue Arbeitsorte und -formen entstehen (Roth-Ebner & Will-Zocholl, 2021). Ausprägungen dieser Entwicklung reichen von Hoteling über Home-Office bis hin zum Arbeiten im Urlaub („Workation“). Die architektonischen Lösungen firmieren unter weiteren Anglizismen wie Open Space oder Multispace Büros, Smart Büros oder New Work Offices. Gemeinsam ist ihnen Entgrenzung, gesteigerte Selbstverantwortung der Arbeitnehmer*innen, Technologiebasiertheit und Flexibilität als zentraler Imperativ – das flexible Büro fungiert als materialisierte Repräsentanz des „Flexiblen Menschen“ (Sennett, 1998). Es ist gleichermaßen Ausdruck der neoliberalen Subjektanrufungen nach Flexibilität, Leistungssteigerung und Selbstverwirklichung wie deren Katalysator.

Schlagworte: Mediatisierung von Arbeit, digitale Medien, Büro, Arbeitsräume, frühe Neuzeit, Industrialisierung, Digitalisierung
Typ: Angemeldeter Vortrag
Homepage: https://www.zem-brandenburg.de/veranstaltungen/arbeitsumfeld/
Veranstaltung: arbeits|um|feld. Medien, Organisationsformen und symbolische Praktiken zeitgenössischer Büroarbeit. Medienwissenschaftliche und interdisziplinäre Tagung des ZeM (Potsdam)
Datum: 18.03.2022
Vortragsstatus: stattgefunden (online)

Zuordnung

Organisation Adresse
Fakultät für Sozialwissenschaften
 
Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft
Universitätsstraße 65 - 67
A-9020 Klagenfurt am Wörthersee
Österreich
   mk@aau.at
https://www.aau.at/mk
zur Organisation
Universitätsstraße 65 - 67
AT - A-9020  Klagenfurt am Wörthersee

Kategorisierung

Sachgebiete
  • 508 - Medien- und Kommunikationswissenschaften
Forschungscluster
  • Humans in the Digital Age
Vortragsfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: I)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
TeilnehmerInnenkreis
  • Überwiegend national
Publiziert?
  • Nein
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Kooperationen

Keine Partnerorganisation ausgewählt