Wissenschaftliche Routinen: vom ersten Kontakt mit der Fachliteratur ...

In den teilweise recht unterschiedlich ablaufenden Praktiken des Lesens und der weiterführenden Verarbeitung des Gelesenen in den eigenenTexten von Wissenschaftler*innen (vgl. dazu auch Jakobs 1999) spiegeln sich nichtnur die individuellen und kollektiven Denk- und Arbeitsroutinen in den jeweiligen Fächern wieder, sondern sie zeigen dabei auch ein gewisses Maß an professioneller Ökonomisierung, das den Ablauf dieser Prozesse erleichtert. Eine Erforschung der Lese- und Schreibpraktiken von Wissenschaftler*innen im Rahmen wissenschaftslinguistischer Ansätze (in Anlehnung an die Tradition von Pohl2007 und Steinhoff 2007) gibt darüber hinaus Aufschluss, welche schreibdidaktischen Angebote für den Transfer des Gelesenen in Geschriebenes bei Studierenden hilfreich sein könnten. 

Ausgehend von den subjektiven Beschreibungen dieser Arbeitsabläufe in Expert*inneninterviews mit Universitätsprofessor*innen dreier unterschiedlicher Fachrichtungen (Soziologie, Psychologie und Automatisierungstechniken) soll in diesem Vortrag gezeigt werden, wie sich solche Prozesse vom erstenKontakt mit neuer Literatur im Fach bis hin zur Verwebung der selektierten Gedanken mit dem eigenen Text bei professionellen Schreiber*innen gestaltenlassen, welche Denk- und Arbeitsschleifen dabei durchlaufen werden und was sichdabei als „typisch“ für die jeweiligen Fächer charakterisieren lässt.