Dem VOR des Vorwissenschaftlichen auf der Spur. Ein genreanalytischer...

Bereits 2011 kritisierte Steets für die bundesdeutsche Fachbereichsarbeit, dass als Beurteilungs- und Orientierungskriterien für wissenschaftsorientierte Arbeiten in der Sekundarstufe oftmals Anforderungen aus dem wissenschaftlich-akademischen Feld „durchgereicht“ würden an die Schule. Mit dem Einführen einer verpflichtenden „vorwissenschaftlichen Abschlussarbeit“ (VWA) als Teil der Reifeprüfung sieht sich nun auch die österreichische Schullandschaft vor dieses Problem gestellt. Wie kann eine Arbeit aussehen, die auf wissenschaftliches Handeln vorbereiten soll, selbst aber noch keine solche darstellen kann, weil sie in der Regel einem wissenschaftlichen Forschungskontext entbunden ist? In welchem Ausmaß sind Merkmale des wissenschaftlichen Diskurses als Qualitätskriterien für die VWA heranzuziehen und wo müssen eigenständige Bewertungsmaßstäbe entwickelt und eingesetzt werden? Wie ist das VOR, des VORwissenschaftlichen zu begreifen?

 Der vorliegende Beitrag widmet sich diesen Fragen aus einer genreanalytischen Perspektive und plädiert für genreanalytische Untersuchungen, um den Differenzen auf die Spur zu kommen und zukünftige Kompetenzraster an den Zielsetzungen und kommunikativen Funktionen der handelnden Diskursgemeinschaft (Schüler*innen und „Gatekeeper“ (Hüttner, 2008))) zu orientieren. Aus diesem Blickwinkel werden die Ergebnisse einer qualitativen Studie von 18 Arbeiten diskutiert. Folgenden Fragen wird dabei nachgegangen: Welche Charakteristika können aus genreanalytischen Analysen als VORwissenschaftlich erschlossen werden? Welche kommunikativen Ziele wurden in VWAs ermittelt und wie können diese dabei helfen, die Prüfungsleistung „Vorwissenschaftliche Arbeit verfassen“ zu einer propädeutisch sinnvollen Aufgabe zu machen?