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Titel: Auf der Suche nach dem verlorenen Gegenstand. Wege zu einer Didaktik der LiteraturGesprächstagung
Beschreibung:

Das hier formulierte Desiderat betrifft die universitäre DeutschlehrerInnenausbildung und mithin Literaturwissenschaft wie Literaturdidaktik gleichermaßen. Ob die immer konsequenter vorgenommene Trennung zwischen diesen beiden Disziplinen der Sache angemessen ist, daran lassen die zitierten Aussagen einigen Zweifel aufkommen. Literaturunterricht lernt man nicht zuletzt durch (sachlich fundierten, erfahrungsgesättigten) Literaturunterricht: diese einfache Formel wird namentlich eine an den empirischen Bildungswissenschaften orientierte deutschdidaktische Unterrichtsforschung kaum goutieren. Nun ist es aber, wie wir behaupten, gerade diese Ausrichtung des deutschdidaktischen Leitdiskurses am Vorbild einer evidenzbasierten Wirkungsforschung, die zu dem Problem, das die Studentinnen formulieren, noch verschärfend beiträgt; zu dem Problem nämlich, dass die Literaturdidaktik in Forschung und Lehre ihren Gegenstand zu verlieren droht. Dass ihr also die Literatur aus dem Blick gerät.

Wem diese Behauptung überzogen erscheint, der mache sich einmal die Mühe, die letzten fünf Jahrgänge des zentralen fachlichen Publikationsorgans Didaktik Deutsch daraufhin zu durchsuchen, an welcher Stelle dort von literarischen Texten, literaturbezogenen Lektüreerfahrungen, von SchriftstellerInnen, Theateraufführungen oder von einer öffentlichen literarischen Kultur die Rede ist. Es ist davon nicht die Rede. Literarische Texte scheinen, wenn überhaupt, lediglich als Prüfsteine kompetenten literarischen Verstehens auf oder als Variablen eines methodisch unterschiedlich organisierten Deutschunterrichts. Dabei werden sie aber in ihrer bloß instrumentellen Funktion austauschbar. Als literarische Texte, als ästhetische Gebilde mit ihrem spezifischen Eigenwert kommen sie buchstäblich nicht in Betracht; und Entsprechendes dürfte, so behaupten wir, für einen Großteil der rezenten literaturdidaktischen Forschung im deutschsprachigen Raum gelten. So trifft aber auch auf die Forschung zu, was die Studentinnen in Hinblick auf die Lehre beklagen: Literatur als Medium ästhetischer, persönlich bedeutsamer Erfahrung verflüchtigt sich im arbeitsreichen akademischen Betrieb. Ein Fach verliert seinen Gegenstand – und bemerkt dies kaum, weil stets so viel zu tun ist.

Unsere Leitfrage lautet:

Wie kann Literaturdidaktik als eine akademische Disziplin in Forschung und Lehre konturiert werden, die um den Gegenstand der Literatur als Medium ästhetischer, persönlich bedeutsamer Erfahrung zentriert ist?


Zum Format der Gesprächstagung

Das Literarische Unterrichtsgespräch nach dem Heidelberger Modell hat sich als Gegenstand deutschdidaktischer Forschung ebenso etabliert wie als Unterrichtsmethode in allen Schulformen.  Seine grundlegende Organisationsform, der Sitzkreis, versinnbildlicht zugleich seine Grundidee: Gespräch und Austausch zwischen intentional gleichberechtigten DiskursteilnehmerInnen, Verzicht auf autoritative Setzungen und Lenkungsentscheidungen, gemeinsame Aushandlung von Gesprächsthemen und -richtungen, zugleich strenger Bezug auf den Text und das ausgehandelte Thema.

Um eine solche, in ihrer Radikalität fraglos utopische Leitvorstellung konsequent zu verfolgen, sollte unserer Einschätzung nach die akademische Literaturdidaktik das themenzentrierte, kontingenzsensible Gespräch nicht nur beforschen und in Schule und LehrerInnenbildung, wie es heißt, implementieren – sondern auch im innerfachlichen Austausch pflegen. D

Schlagworte: Literaturunterricht, Kompetenzorientierung, Literarisches Gespräch, Ästhetische Erfahrung
Kurztitel:
Ort: Innsbruck
Staat: Österreich
Zeitraum: 03.03.2022 - 04.12.2022
Veranstaltungsstatus: stattgefunden (online)
Kontakt-Email: -
Homepage: -

Kategorisierung

Förderungstyp Sonstiger
Veranstaltungstyp
  • Symposium/Kolloqium
Sachgebiete
  • 605004 - Kulturwissenschaft
  • 503011 - Fachdidaktik Geisteswissenschaften
  • 602003 - Allgemeine Literaturwissenschaft
Forschungscluster Kein Forschungscluster ausgewählt
TeilnehmerInnenkreis
  • Überwiegend international
Veranstaltungsfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: n.a.)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Finanzierung

Keine Förderprogramme vorhanden

Kooperationen

Organisation Adresse
Universität Innsbruck
Innrain 52
6020 Innsbruck
Österreich - Tirol
https://www.uibk.ac.at/index.html.de
Innrain 52
AT - 6020  Innsbruck
Universität Graz
Universitätsplatz 3
8010 Graz
Österreich - Steiermark
Universitätsplatz 3
AT - 8010  Graz

Vorträge der Veranstaltung

Vom Verstehen und Nichtverstehen und dem bedeutsamen Raum dazwischen . Anfängliche Überlegungen
Vom Verstehen und Nichtverstehen und dem bedeutsamen Raum dazwischen . Anfängliche Überlegungen

N. Mitterer

seit 04.03.2022

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