Veranstaltung: 58. ZUG-Minisymposium / Umweltgeschichte im Dialog
Stammdaten
Titel: | 58. ZUG-Minisymposium / Umweltgeschichte im Dialog |
Beschreibung: | Warum Malthus irrte! Historische Demographie zwischen „Natur“ und „Kultur“ Präsentation: Univ.Doz. Mag. Dr. Andreas Weigl Leiter Wissenschaftliche Kooperationen, Wiener Stadt- und Landesarchiv Obwohl sich die historische-demographische Forschung der letzten Jahrzehnte unzweifelhaft stärker interdisziplinär orientiert hat erweist sie sich mit Bezug auf rezente Befunde der Paläopathologie erstaunlich ignorant. In gängigen Überblicksdarstellungen wird hartnäckig die ökonomistische These vertreten, dass die vorindustrielle, sonnenenergiebasierte demographische Entwicklung einem „malthusianischen System“ unterworfen war und aus dem von Thomas Robert Malthus postulierten Krisenmechanismus zu erklären ist. Der englische Pastor und Publizist Thomas Malthus hatte bekanntlich in seinem Bevölkerungs-Essay argumentiert, dass die langfristige Erhöhung der Bodenerträge bestenfalls linear, jene der Bevölkerung jedoch exponentiell erfolgen würde, somit „der Storch den Wettlauf mit der Egge“ gewinnen würde. Auch wenn sich in seinem Spätwerk einige einschränkende Bemerkungen zu dieser These finden rückte er von dieser nicht wirklich ab. Nun erwies sich Malthus Vorausschau bekanntlich was das 19. und 20. Jahrhundert anlangt als nicht zutreffend, zunächst weniger weil er die Bevölkerungsdynamik als vielmehr weil er die Erhöhung der landwirtschaftlichen Erträge unterschätzt hatte. Als „Theoretiker“ erlebt er freilich seit den 1970er Jahren in der (historischen) Demographie, der Wirtschaftsgeschichte und der Entwicklungsökonomie ein erstaunliches Comeback, schien sich doch das malthusianische Szenario in den Entwicklungsländern nachträglich zu bestätigen. Ganz abgesehen davon, dass auch die damals getätigten Prognosen durch die rezente demographische Entwicklung teilweise relativiert wurden ignorieren Anhänger der Malthus-These jedoch konsequent naturwissenschaftliche Befunde. So konnte zuletzt eindeutig paläopathologisch belegt werden, dass es sich bei der justianischen Pest, den „Schwarzen Tod“, aber auch einigen schweren Epidemien des 17. und frühen 18. Jahrhunderts um Yersinia pestis gehandelt hat. Die Letalität von Yersinia pestis korreliert jedoch kaum mit dem Ernährungszustand. Ähnliche Einschränkungen lassen sich u.a. auch für die Pocken treffen. Aber selbst die vergleichende Analyse von vorindustriellen „Hungerkrisen“ relativiert das malthusianische Paradigma in seiner Aussagekraft erheblich. Das vor allem im angloamerikanischen Raum zu beobachtende „Comeback“ von Malthus scheint daher – so die These – vor allem ideologisch motiviert zu sein. |
Schlagworte: | malthisianisches System, Kultur, historische Demographie, Natur, Thomas Malthus |
Kurztitel: | |
Ort: | Wien |
Staat: | Österreich |
Zeitraum: | am 21.11.2013 |
Veranstaltungsstatus: | |
Kontakt-Email: | - |
Homepage: | - |
Zuordnung
Organisationseinheit | ||||
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Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung
Institut für Soziale Ökologie (BOKU)
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Kategorisierung
Förderungstyp | Sonstiger |
Veranstaltungstyp |
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Sachgebiete | |
Forschungscluster |
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TeilnehmerInnenkreis | Kein TeilnehmerInnenkreis ausgewählt |
Veranstaltungsfokus |
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
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Arbeitsgruppen | Keine Arbeitsgruppe ausgewählt |
Finanzierung
Keine Förderprogramme vorhanden
Kooperationen
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