Das Modell einer "Zentralmatura": Ein N...

Die flächendeckende Einführung der standardisierten, kompetenzorientierten Reifeprüfung ("Zentralmatura") an den österreichischen allgemein bildenden höheren Schulen im Jahre 2015 und an den berufsbildenden höheren Schulen 2016 zählt zu den ziemlich kontrovers diskutierten bildungspolitischen Reformvorhaben in Österreich. Kaum bekannt ist jedoch, dass es sich dabei um kein Novum im österreichischen Bildungswesen handelt, hat doch bereits Alois Höfler, von 1907 bis zu seinem Ableben 1922 Professor für Pädagogik an der Universität Wien, schon vor rund 100 Jahren aus pädagogisch-psychologischen Erwägungen für die Einführung eines Zentralmatura-Modells an den damaligen österreichischen Mittelschulen (Gymnasien, Realschulen, Realgymnasien) plädiert. An allen Mittelschulen sollten am selben Tag dieselben Aufgaben für die schriftlichen Klausurarbeiten gestellt werden, die mündliche Maturitätsprüfung dafür abgeschafft werden. Der Beitrag möchte das Zentralmatura-Konzept Höflers im Kontext der Diskussion um eine grundlegende Neugestaltung der Reifeprüfung in Österreich/Deutschland um 1918 kritisch analysieren und etwaige Parallelen resp. Differenzen zum aktuellen Zentralmatura-Modell aufzeigen.