Stammdaten

Documenta mnemonica. Zentrale Gedächtnislehren des Spätmittelalters.
Beschreibung: Seit den 80er Jahren des 20. Jhdts. ist das mit dem Begriff der Erinnerung verknüpfte Konzept der 'Memoria' zu einem der wichtigsten kulturwissenschaftlichen Paradigmen avanciert. Waren zuvor die im engeren Sinne soziologischen Aspekte tragend, so wurden vor allem im Zuge der Initialforschungen von Jan und Aleida Assmann Gedächtnis und Erinnerung als fundamentale kulturkonstituierende Phänomene erkannt. Nach der thematischen Grundlagenarbeit von Friedrich Ohly hat auch die Mediävistik entscheidenden Anteil an dem sich entfaltenden Diskurs über das kulturelle Gedächtnis genommen. Doch merkwürdigerweise stand entsprechenden, historisch wie theoretisch ambitionierten Forschung, etwa denen von Francis A. Yates, Mary Carruthers und Janet Coleman, lange Zeit eine missliche Erschließungsanlage hinsichtlich der historischen Quellen gegenüber. Hier setzt das geplante Projekt an. Die mnemotechnischen Traktate des Spätmittelalters, die "Artes memorativae", stellen eine der wenigen Quellengruppen dar, die explizit über das zeitgenössische Verständnis von Anlage, Funktionsweise und Leistungsmöglichkeiten des menschlichen Gedächtnisses Auskunft geben. Die systematische Erschließung dieser Texte ist daher eine unverzichtbare Basis theoriegeleiteter Forschung. Diesem Desiderat folgend, hat die Antragstellerin mit ihrer Habilitationsschrift (2000) bereits eine umfangreiche Datensammlung zu den Inhalten (Regesten von ca. 100 Texten), den Autoren und den Überlieferungsträgern (ca. 400 Handschriften) sowie zur westeuropäischen Text- und Rezeptionsgeschichte dieser Traktate vorgelegt. Vor dem Hintergrund der in den letzten zehn Jahren grundlegend verbesserten heuristischen Möglichkeiten durch digitale Findemittel, Text- bzw. Handschriftenarchive sowie der bislang kaum berücksichtigten osteuropäischen Quellenbestände bedarf dieses Materialkorpus zunächst einer kritischen Revision. Auf der entsprechend erweiterten Materialbasis sollen dann die wirkmächtigsten Texte aus den Handschriften ediert, übersetzt und kommentiert werden. Eine überlieferungsgeschichtliche Abhandlung zum kodikologischen Gesamtbefund soll die praktischen Orte zu umreißen helfen, die die "Ars memorativa" im Spätmittelalter besetzte.
Schlagworte: cultural memory and mnemonics, textual transmission, philosophy of language
Kurztitel: DMZG
Zeitraum: 01.04.2011 - 31.08.2012
Kontakt-Email: sabine.seelbach@aau.at
Homepage: -

MitarbeiterInnen

Kategorisierung

Projekttyp Forschungsförderung (auf Antrag oder Ausschreibung)
Förderungstyp §26
Forschungstyp
  • Grundlagenforschung
Sachgebiete
  • 6112 - Sprachphilosophie *
  • 6608 - Germanistik *
  • 6516 - Quellenkunde, Quellenedition *
  • 6621 - Mittellateinische Philologie *
Forschungscluster
  • Bildungsforschung
Genderrelevanz 100%
Projektfokus
  • Science to Science (Qualitätsindikator: n.a.)
Klassifikationsraster der zugeordneten Organisationseinheiten:
Arbeitsgruppen Keine Arbeitsgruppe ausgewählt

Finanzierung

Kooperationen

Keine Partnerorganisation ausgewählt